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Nora Matthaei feiert am 17. Juli und Else Pahling am 31. Juli 2025. Zu den "Dreistelligen" gesellte sich Hannelore Sieg, sie feierte am 12. Juli ihren 100. Geburtstag.

Beim gemeinsamen Foto war deshalb klar: „Frau Sieg ist das Küken, wir nehmen sie in die Mitte!“

Als Hannelore Sieg am 12. Juli 1925 in Hamburg-Hamm das Licht der Welt erblickte, befand sich Deutschland an einem historischen Wendepunkt. Nach den entbehrungsreichen Jahren des Ersten Weltkriegs und der Hyperinflation erlebte das Land eine Phase relativer Stabilität und wirtschaftlichen Aufschwungs – die sogenannten „Goldenen Zwanziger“. In Kunst und Kultur entfaltete sich eine nie dagewesene Experimentierfreude: Jazz, Tanz, Kinos und Sportveranstaltungen prägten das urbane Lebensgefühl jener Zeit. Politisch jedoch wuchs die Unsicherheit.

Die Wahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten markierte einen deutlichen Rechtsruck und spiegelte die Sehnsucht nach „alten Zeiten“ wider. Demokratische Kräfte gerieten zunehmend in die Defensive, während autoritäre und nationalistische Strömungen erstarkten. Das Geburtsjahr von Frau Sieg war somit geprägt von Aufbruch und Rückbesinnung – ein Spiegelbild der Hoffnungen und Ängste einer Epoche im Wandel.

Ihre Kindheit und Jugend verbrachte Hannelore Sieg in Hamm, unweit des Hammer Parks. Besonders lebendig geblieben ist ihr die Schulzeit. In dem Gebäude der ehemaligen Oberrealschule für Mädchen an der Caspar-Voght-Straße befindet sich heute die Ballettschule des Hamburg Ballettensembles.

Gleich nach dem Abitur wurde Frau Sieg wie alle anderen jungen Deutschen zum Reichsarbeitsdienst verpflichtet. Diese Zeit auf einem Bauernhof in der Nähe der Stadt Flensburg hat Frau Sieg in besonders schlechter Erinnerung: „Das war die schlimmste Zeit in meinem Leben“, erzählt sie. „Die ungewohnte, schwere landwirtschaftliche Arbeit, dazu der Drill und die strenge politische Erziehung waren furchtbar für mich. Morgens begann der Tag mit Frühsport, daran schloss sich das Hissen der Fahne an. Eines Morgens haben meine Freundin und ich aus Versehen und aus Unachtsamkeit diese Fahne zerrissen. Da bekamen wir großen Ärger, das kann man sich nicht vorstellen“.

Umzug nach Berlin und Rückkehr nach Hamburg

Es schloss sich ihr Anglistik- und Germanistikstudium an, das Frau Sieg nach kurzer Zeit abbrechen musste, da ihr Vater erkrankte und die finanziellen Mittel für ein Studium fehlten. So begann sie, im Hafen als Korrespondentin zu arbeiten. „Eine herrliche Zeit!“, erinnert sie sich. „Damals gab es noch keine großen Containerschiffe. Die Schauerleute be- und entluden die Schiffe, in den Speichern wurde die Ware gelagert, und die Tallymänner kontrollierten alles. Es war wirklich eine sehr schöne Zeit.“ Durch ihre Arbeit lernte Frau Sieg ihren späteren Ehemann kennen, Prof. Dr. Karl Sieg, der an der Universität Hamburg unter anderem Versicherungsrecht und Arbeitsrecht lehrte. 1952 heiratete das Paar.

1963 zog es die beiden für zehn Jahre nach Berlin. „Obwohl mein Mann durch seine Lehrtätigkeit als ordentlicher Professor an der Universität sehr eingespannt war, haben wir das vielfältige kulturelle Angebot der Stadt in vollen Zügen genossen. Wir waren oft im Theater, besuchten Konzerte und Lesungen und nahmen an zahlreichen Einladungen der Universität teil. Es war einfach großartig“, resümiert Frau Sieg.

1973 kehrten sie nach Hamburg zurück, wo ihr Ehemann bis Herbst 1978 den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Versicherungsrecht innehatte und als Direktor des Seminars für Versicherungswissenschaft wirkte.

„Leider verstarb mein Mann 1998. Er war 14 Jahre älter als ich, und so bin ich nun schon lange Zeit allein“, erzählt Frau Sieg. Seit 2009 lebt sie in der Residenz am Wiesenkamp. „Hier habe ich ein echtes Zuhause gefunden, und daran haben alle Mitarbeitenden im Haus ihren Anteil“, sagt sie dankbar. Ihren 100. Geburtstag feierte die Jubilarin im Kreise lieber Freunde.

Wir wünschen Frau Sieg, Frau Matthaei und Frau Pahling von Herzen alles Gute zu ihren besonderen Ehrentagen!

Titelbild (v.l.): Nora Matthaei, Hannelore Sieg, Else Pahling